Das Tote Gebirge
Vom Toten Gebirge zu den höchsten Bergen der Welt
Gerlinde Kaltenbrunner ist in Kirchdorf an der Krems geboren und in Spital am Pyhrn, das zwischen den Haller Mauern und dem Ostteil des Toten Gebirges liegt, aufgewachsen. Bereits als Kind hat sie ihre große Faszination für die Berge entdeckt. Schnell erlernte sie die Basics des Bergsteigens und Kletterns, die ihr halfen, alle vierzehn Achttausender der Welt ohne Verwendung von Flaschensauerstoff zu besteigen.
Gerlinde Kaltenbrunner mit Autor Sepp Friedhuber
EXPEDITIONSSTECKBRIEF
- 2011 August K2 – China (8 611 m, Nordpfeiler)
- 2010 April/Mai Mt. Everest – Tibet (8 848 m)
- 2009 Mai Lhotse – Nepal (8 516 m)
- 2008 Mai Dhaulagiri I – Nepal (8 167 m)
- 2007 Juli/August Broad Peak – Pakistan (8 047 m)
- 2006 April/Mai Kangchendzönga – Nepal (8 586 m, Südwestflanke)
- 2005 Juni/Juli Gasherbrum II – Pakistan (8 035 m, Südwest-Sporn)
- 2005 Mai Shisha Pangma – Tibet (8 013 m, Südwand)
- 2004 Juli Gasherbrum I – Pakistan (8 068 m, Japaner-Couloir)
- 2004 Mai Annapurna I – Nepal (8 091 m, Franzosen-Route)
- 2003 Juni Nanga Parbat – Pakistan (8 125 m, Diamir-Flanke)
- 2002 April/Mai Manaslu – Nepal (8 163 m)
- 2001 April/Mai Makalu – Nepal (8 463 m)
- 2000 April/Mai Shisha Pangma Zentralgipfel – Tibet (8 008 m)
- 1998 April/Mai Cho Oyu – Tibet (8 201 m)
- 1994 Juni/Juli Broad Peak Vorgipfel – Pakistan (8 027 m)
Wie sehr hat Sie das Tote Gebirge geprägt?
Kaltenbrunner: Das Tote Gebirge hat mich sehr geprägt, weil ich hier mit dem Bergsteigen begonnen habe. Ich bin hier aufgewachsen und habe meine ersten Touren als junges Mädchen mit dem Pfarrer von Spital am Pyhrn, Dr. Erich Tischler, unternommen. Später in meiner Jugend war ich dann mehr und mehr beim Felsklettern unterwegs, oft am Prielschutzhaus und auf der Spitzmauer. Wir waren im Sommer, wenn das Wetter gepasst hat, Wochenende für Wochenende oben. Priel, Spitzmauer und der Brotfall-Südgrat waren meine Hausberge. Somit habe ich einen ganz starken Bezug zum Toten Gebirge und verbinde es mit Heimat. Das ist etwas, was ewig erhalten bleibt.
Hat das Tote Gebirge gegenüber den vielen Berggruppen, die Sie kennen, ein Alleinstellungsmerkmal?
Kaltenbrunner: Für mich sind die Hochflächen mit dem Karstgestein ein besonderer Eindruck. Das letzte Mal war ich dort oben über den Sepp-Huber-Steig auf das Rotgschirr unterwegs, da bewegst du dich in einer einzigartigen, faszinierenden Karstlandschaft.
Was ist Ihr Lieblingsberg?
Kaltenbrunner: Das ist gar nicht so einfach, einen herauszufiltern. Das Dreigestirn Priel, Brotfall und Spitzmauer zieht mich richtig an. Wenn ich nur hinschaue, habe ich das Bedürfnis hinaufzusteigen. Aber nicht nur von der Stoderer Seite, für mich ist es auch vom Almsee aus ein besonderer Anblick. Es ist von allen Seiten grandios. Auch mit den Bergen auf der Wurzeralm, dem Stubwies, der Roten Wand und dem Warscheneck verbinde ich viele schöne Bergerlebnisse. In der Stubwies-Südwand war ich mit dem Wasserbauer Sigi unterwegs. Vor allem der Blick aus der senkrechten Wand hinunter auf den Teichlboden ist traumhaft.
Stellen Sie sich vor, es kommen ein paar Freunde aus der Großstadt, die noch nie einen Berg erlebt haben, und Sie haben die Chance, ihnen die Wunderwelt Berge zu zeigen – wohin würden Sie sie mitnehmen?
Kaltenbrunner: Ich würde sie auf die Wurzeralm mitnehmen. Da hat man die Möglichkeit, auf einfache, ungefährliche Weise eine beeindruckende Bergkulisse zu erleben, und vom Stubwieswipfel aus hat man einen Tiefblick, der absolut beeindruckend ist. Der hat mich auch damals, als ich zum ersten Mal oben war, sehr fasziniert.