Dramatic Cake
Ein Blick über den Tellerrand ...
Wie haben Sie sich kennengelernt?
Matthias: Michael habe ich 2016 als überaus kreativen und engagierten Lehrer der Berufsschule für Konditoren in Wien kennengelernt. Es war Sympathie auf den ersten Blick. Seine Sichtweise auf das Handwerk hat mich beeindruckt.
Michael: Als ich Matthias das erste Mal live im Praxisunterricht im Zuge des Berufsschulunterrichtes erlebt habe, fiel mir sofort seine unkonventionelle und offene Art gegenüber der traditionellen Konditorei auf. Die Art, wie Matthias Dinge neu zusammensetzt, hat mich schon damals sehr beeindruckt und tut es bis heute.
Wie entstand die Idee zu „Dramatic Cake“?
Beide: Unabhängig voneinander beschäftigen wir uns beide schon seit Jahren damit, ein wenig frischen Wind in die österreichische Konditorei zu bringen und Produkte neu zu interpretieren. Wir waren uns beide sofort einig, dass jeder von uns seinen eigenen Stil und seinen ganz persönlichen Zugang einbringen soll: Michael hat ein unglaubliches Fachwissen und hat durch seine langjährige Erfahrung sowohl das traditionelle als auch das moderne Handwerk gelernt. Matthias hat durch seinen Bildhauerei-Hintergrund einen wahnsinnig spannenden Zugang zur Konditorei. Diese Kombination ist es, die wir in Dramatic Cake zum Ausdruck bringen wollen.
Warum haben Sie sich entschieden ein Buch zu schreiben?
Michael: Nach meiner Teilnahme bei „Das Große Backen – Die Profis“ im Jahr 2020 war ich auf der Suche nach einem neuen Projekt, um meine bisher gesammelten Ideen und Konzepte verwirklichen zu können. Gemeinsam mit dem Trauner Verlag hat sich dann die Möglichkeit ergeben, daraus ein Buch zu machen.
Matthias: Ich hatte schon lange den Traum, ein Buch zu schreiben. Als sich Michael bei mir gemeldet hatte, brauchte ich nicht lange zu überlegen: Er ist als Co-Autor der ideale Partner für mich und unsere Ideen lassen sich perfekt miteinander kombinieren.
Was wollen Sie mit dem Buch erreichen?
Beide: Es ist uns ein Anliegen, neue Sichtweisen aufzuzeigen und über den Tellerrand zu blicken: Was passiert, wenn man einen Schritt weiter geht, wenn man den gewohnten Weg verlässt und wenn man Ungewolltes in Gewolltes verwandelt.
Was war Ihnen bei der Auswahl der Rezepte am wichtigsten?
Beide: Ein spielerischer Zugang! Wir wollten die Grenzen unseres erlernten Handwerkes ausloten. Witz und Humor spielen bei jedem Rezept eine Rolle. Auf der einen Seite steht die Tradition, auf der anderen der Spaß am Experiment.
Es war uns auch wichtig, Rohstoffe zu verarbeiten, die nicht in der alltäglichen Konditorei eingesetzt werden und wir haben dabei auch bewusst auf Saisonalität und Regionalität geachtet. Wichtig ist uns, ein Bewusstsein für Lebensmittel zu schaffen und einen verschwenderischen Umgang zu vermeiden.
Was hat Sie (beruflich) am stärksten geprägt?
Matthias: Ich glaube, es gibt zwei Dinge, die mich sehr stark prägen: Auf der einen Seite ist es die Ansicht der Kunst: Alles ist möglich, Grenzenlosigkeit und Vielfalt. Auf der anderen Seite ist es die fachliche und fundierte Ausbildung zum Konditormeister. Zweiteres lebt von Regeln, Rezepten und Richtlinien. Die Kombination aus beidem ist mein persönlicher Antrieb, immer weiterzumachen.
Michael: Mich hat in meiner beruflichen Laufbahn die ständige Konfrontation mit strengen Traditionen geprägt. Wie Matthias bereits erwähnte, besteht unser Handwerk aus Rezepten, die befolgt werden müssen. Werden diese nicht so umgesetzt, stößt man oft auf Unverständnis und wenig Bereitschaft für Veränderung. Diese Sichtweise führt meiner Meinung nach oft zu Stagnation und dies entspricht so gar nicht meinem Wesen.
Welches ist Ihr Lieblingsrezept?
Beide: Wir haben viel Herzblut in jedes unserer Rezepte gesteckt. Einige haben uns in der Entwicklung vor große Herausforderungen gestellt und andere waren beim ersten Versuch ein Treffer. Am Ende des Tages ist uns ein schönes Buch mit tollen Rezepten gelungen und es fällt uns schwer, ein einzelnes Rezept hervorzuheben.
Vielleicht ist es aber der Eierlikörgugelhupf auf Rhabarberconfit, weil dieses Rezept unsere Grundidee für das Buch perfekt symbolisiert: Wir wollen traditionelle Rezepte in die Grundelemente zerlegen und dann modern und neu zusammensetzen.
Das ist uns bei diesem Rezept besonders gut gelungen. Außerdem passt der Spruch von Wilhelm Busch einfach so gut dazu: „Es ist ein Brauch von alters her, wer Sorgen hat, hat auch Likör!“
Was macht Ihnen an Ihrem Beruf am meisten Spaß?
Matthias: Ich habe das Glück, sagen zu können, dass mein Beruf meine Berufung ist!
Der herrliche Duft von Süßem, die Konsistenz von Massen und Teigen – wie es sich anfühlt, wenn man Mehl, Kakao oder Nüsse unter eine aufgeschlagene Eimasse hebt, der Glanz einer perfekt glasierten Torte, der Geruch von frischem Gugelhupf direkt nach dem Backen, der erste Bissen einer neuen Kreation – „Gaumenkino“, das Zusammenspiel der einzelnen Rohstoffe und natürlich die Ästhetik, mit der wir spielen dürfen.
Michael: Seit ich denken kann, beschäftige ich mich mit Lebensmitteln: mit dem Zusammenmischen von Zutaten, den kreativen Möglichkeiten, neue Geschmäcker zu kombinieren und damit, den Menschen mit meinen Kreationen ein Lächeln ins Gesicht zu zaubern. Es ist schön zu sehen, dass ich durch meine Leidenschaft für meinen Beruf auch bei meinen Schülerinnen und Schülern ein Stück weit dieselbe Begeisterung wecken kann und sie antreiben kann, Neues auszuprobieren.